Wir erinnern uns alle sehr gut an das Jahr 2015, als unzählige Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern nach Deutschland kamen und um Asyl nachsuchten. Damals haben sich auch in Weißenburg Menschen zusammen gefunden, die spontan und unbürokratisch helfen wollten. Sie haben nicht lange gefragt, sondern sofort und ganz pragmatisch gehandelt, über alle weltanschaulichen, religiösen und politischen Unterschiede hinweg und in dem Bewusstsein, dass es jetzt auf die Hilfe und das Engagement der Bürger ankommen würde.
Wir waren als mitfühlende, empathische Bürger gefordert, den hilfesuchenden Menschen die ersten Schritte in unsere Gesellschaft zu erleichtern und sie auf ihrem schwierigen Weg zu begleiten. Unser Staat alleine konnte gerade in den ersten Monaten diese breit gestreute direkte Hilfe nicht leisten, die die Ehrenamtlichen übernommen haben.
Frühzeitig wurde deutlich, wie wichtig es war, uns eine Struktur zu geben, wenn wir diese herausfordernde Aufgaben bewältigen wollten. Mit der Zeit haben sich die Gruppen herausgebildet, die auch noch heute Dreh- und Angelpunkt unserer Hilfe darstellen. Unter „Was wir tun“ können Sie sehen, wie vielfältig unsere Aufgabenbereiche geworden sind. Vieles hat sich eingespielt und etliche der Menschen, die wir von Anfang an begleitet haben, haben sich inzwischen von uns abgenabelt, gehen alleine ihren Weg, auch wenn sie längst noch nicht in unserer Gesellschaft angekommen sind. Geduld war und ist die Tugend, die sowohl den Geflüchteten wie auch den Ehrenamtlichen abverlangt wurde und wird.
Wir haben eine sehr bewegende Zeit hinter uns, und die ständig wechselnden Aufgaben fordern uns immer wieder auf’s Neue. Wir lernen, uns positiv in unserem Staat und den bei uns lebenden Geflüchteten fast täglich neu zu positionieren. Wir entdecken nicht nur andere, neue Kulturen und Verhaltensweisen in unserem Land, sondern sehen unvorstellbar bedrückende, gebrochene Lebensläufe und gleichzeitig viele beeindruckende Potentiale, die aus den individuellen Persönlichkeiten langsam hervorscheinen.
Vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte bewegt uns vor allem, dass sich noch immer so viele Menschen auf der ganzen Erde genötigt sehen, ihre Heimat zu verlassen, alles hinter sich zu lassen und auf der Suche nach einer hoffnungsvollen Perspektive einen mit vielen Risiken behafteten Aufbruch zu wagen. Wie groß muss die Not dieser Menschen sein?
Spürbare Angst, Verzweiflung sowie die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft ist für uns der Antrieb, im sicheren Rahmen unseres eigenen Landes am Schicksal der Geflüchteten teilzuhaben. Sie zu begleiten und ihnen Hilfe zu einem selbstbestimmten Leben zu geben, sehen wir als unsere Herausforderung und Verantwortung an.
Dankbarkeit, Respekt und Toleranz von beiden Seiten geben Kraft und sind für alle eine sehr bereichernde, tiefgehende und wertvolle Erfahrung.